Medizin-Geschichten |
Die Heilpflanze des Monats April 2016 |
Folge 48: Wetterpflanzen |
Wie wird das Wetter? Seit jeher nutzen Menschen Pflanzen zur Wettervorhersage: Wird es regnen, wird die Sonne scheinen, wie wird das nächste Jahr? Dahinter steckt meist nichts Mysteriöses oder Zaubrisches, sondern das basiert auf guter Naturbeobachtung. Auch heute noch nutzen Gärtner, Bauern und Phänomenologen, die für die Wetterdienste die Natur beobachten, viele Pflanzen zur Wettervorhersage. Hier nur eine kleine Auswahl von Wetterpflanzen. Ein pflanzliches Barometer ist zum Beispiel die Ringelblume (Calendula officinalis), die in dieser Rubrik bereits vorgestellt worden ist: Sind die Blüten morgens nach sieben Uhr noch geschlossen, bedeutet dies regnerisches Wetter, sind die Blüten zwischen sechs und sieben Uhr offen, verheißt dies einen schönen Tag. Denn die Blüten öffnen sich mit dem Aufgehen der Sonne und schließen sich wieder, wenn die Sonne untergeht. Ähnlich die Sonnenblume (Helianthus annuus). Auch ihre Blüten folgen dem Stand der Sonne. Droht Regen schließen sich die Blüten. Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia), Kamille (Matricaria chamomilla L.) und Gänseblümchen (Bellis perennis) öffnen ihre Blüten ebenfalls nur in der Sonne und halten sie geschlossen, wenn Schauer angesagt sind. Alle diese Pflanzen – Ringelblume, Sonnenblume, Löwenzahn, Kamille, Gänseblümchen – werden deshalb auch Sonnenbräute genannt. Folgt der Sonne und heißt danach: die Sonnenblume. Ihre Kerne und das Öl aus ihnen können gegen Darmreizungen helfen. Äußerlich angewandt kann das Öl Hautprobleme lindern können. Foto: Armstrong Die kleinen roten Blüten des Acker-Gauchheil (Anagallis arvensis) sind nur vormittags, von etwa 7 bis 14 Uhr, geöffnet. Zieht aber ein Unwetter auf, schließen sie sich. Bauern haben früher die kleine Pflanze genau beobachtet und so rechtzeitig auf eine bevorstehende Wetterverschlechterung reagieren können. Deshalb heißt der Acker-Gauchheil auch Nebelpflanze oder Wetterkraut. Kleine, aber giftige Pflanze: der Acker-Gauchheil. Früher wurde er medizinisch genutzt, etwa bei Geisteskrankheiten. Daher auch der eigenartige Name: Ein „Gauch“ war ein Narr (oder auch ein Kuckuck). Heute wird Acker-Gauchheil noch in der Homöopathie genutzt. Als besonders zuverlässiger Wetterprophet gilt bis heute die Silberdistel (Carlina acaulis), die deshalb auch Wetterdistel genannt wird. Die geöffnete Blüte verspricht Sonnenschein in den nächsten Stunden. Falls sich die Blüte selbst bei Sonnenschein nicht öffnet, kündet dies Regen oder Gewitter an. Bei der Wettervorhersage anhand von Pflanzen kann man auch der Nase nach gehen. Etwa beim Waldmeister (Galium odoratum): Wenn er besonders stark duftet, steht Regen bevor. Auch Linden und Birken duften sehr intensiv vor Regen. Ganz wie es in einer alten Bauernregel heißt: „Riechen Birken oder Linden, wird die Sonne bald verschwinden. Und es kommt, wie's kommen muss, bald ein dicker Regenguss.“ Der Samenstand des Storchschnabels (Geranium) kann die Luftfeuchte messen. Ein Tipp ist, den Samen durch das Loch einer Pappe zu stecken. Die Spitze der Granne dreht sich im Uhrzeigersinn, wenn die Luftfeuchtigkeit steigt und gegen den Uhrzeigersinn bei sinkender Luftfeuchte. Auch für langfristige Vorhersagen eignen sich manche Pflanzen. Wenn Eichen und Buchen auffällig viele Früchte tragen, ist das ein Zeichen für einen harten Winter. Anhand der Großblütigen Königskerze (Verbascum densiflorum) können Bauern ablesen, wie der Schneefall in den bevorstehenden Wintermonaten wird, wie in dieser Rubrik bereits beschrieben. Doch die Königskerze kann auch das aktuelle Wetter vorhersagen: Wenn sich die Blütenspitze nach Osten neigt, kommt schönes Wetter – bei einer Neigung nach Westen gibt es schlechtes Wetter. Außerdem wurde der Königskerze nachgesagt, dass sie vor Blitzen schützt, wenn sie in der Nähe des Hauses steht. Und damit sind wir bei den zaubrischen Seiten der Wetterpflanzen. Denn die gibt es natürlich auch. Eine Pflanze für Wetterzauber war zum Beispiel das Bilsenkraut (Hyoscyamus niger). Mit Bilsenkraut sollte Regen herbeigezaubert werden. Dazu musste ein junges Mädchen Bilsenkraut ausreißen und es an den rechten Fuß binden. Das Mädchen wurde von anderen jungen Frauen entkleidet, zum Fluss geführt und mit Wasser bespritzt. In Zeiten der Dürre wurden in manchen Regionen Bilsenkraut-Stängel in eine Quelle getaucht. Damit wurde dann der heiße Sand besprengt. (mehr zum Bilsenkraut stand in dieser Rubrik im Juli 2012) Und dann gibt es den Gemeinen Stechapfel (Datura stramonium). Dessen stachelige runde Furcht sollte Gewitter abweisen können und wurde deshalb auch Donnerkugel genannt. Zum Stechapfel gibt es auch sonst noch eine Menge zu sagen. Doch das ist das Thema einer späteren Folge. Quellen: Gerhard Madaus: „Bioheilmittel“ und verschiedene Internetseiten, etwa die der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
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Der duftende Waldmeister, auch Wohlriechendes Labkraut genannt, ist fast nur noch als Waldmeisterbowle oder als Sirup in der Berliner Weißen bekannt. Er wird aber auch als Volksarznei und in der Homöopathie eingesetzt. Waldmeister enthält Cumarin, das leicht beschwingt macht und in geringer Dosierung bei Kopfschmerze und Migräne hilft. In höherer Dosierung kann Waldmeister allerdings auch Kopfschmerzen verursachen. |